Niederländische Snackbars – vielseitig und sündhaft lekker!
Mein erstes Mal in einer niederländischen Snackbar. Was ich dabei erlebt habe, erfahrt ihr hier!
Als Kind war ich oft mit meiner Familie in Holland im Urlaub – ganz klassisch auf dem Campingplatz oder in einem Ferienpark. Bei dieser Art Urlaub gehört es natürlich dazu, sein Essen entweder auf einem kleinen, wackeligen Kocher vor dem Zelt zuzubereiten oder sich in der Ferienwohnung selbst an den Herd zu stellen. Was dennoch keinen Tag fehlen durfte: Frikandel! Allerdings habe nicht ich gedrängelt, sondern mein Vater. Dass ich dem frittierten Genuss verfallen bin, hat also seinen Ursprung – der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, würde mein alter Herr jetzt sagen. Mama und das Schwesterherz waren der frittierten Wurst gegenüber eher abgeneigt, nachdem sich das hartnäckige Gerücht verbreitete, dass auch Pferd zu ihren Zutaten gehöre – beide waren doch begeisterte Reiterinnen! – und begnügten sich lieber mit einer Portion Pommes Frites. Aber auch bei „Friet“ oder „Patat“ macht unseren Nachbarn so schnell niemand was vor.
Quelle: Takeaway/cc-by-sa 4.0
Frikandel und eine Portion Kroketten
Daran erinnere ich mich aber erst wieder während meines Studiums, als ich zwei Semester in Nimwegen verbringen durfte: vom Hunger getrieben lande ich eines Abends in einer niederländischen Imbissbude, einer Snackbar (auch Cafetaria, Eetcafé oder – ganz pragmatisch – Frituur genannt). „Goedenavond, zeg het maar!“ begrüßt mich der Mann an der Fritteuse freundlich und wartet geduldig darauf, dass ich mein Essen bestelle. Das ist jedoch leichter gesagt als getan, denn ich finde mich vor einer riesigen Theke mit Glasscheibe wieder, hinter der unzählige und undefinierbare Snacks in allen Formen und Größen auf ihr heißes Ölbad warten. Trotz meiner
Niederländischkenntnisse bringt mich ein Blick in die Speisekarte zunächst auch nicht weiter, denn was soll ich schon mit Begriffen wie Mexicano, Berenhap, Bamischijf oder Kipcorn anfangen? In der Zwischenzeit trete ich aus der immer länger werdenden Schlange und stelle mich wieder hinten an, um die Karte nochmal in Ruhe zu studieren. Das war es wert, denn ich entdecke endlich einen vertrauten Namen: Frikandel! Erleichterung stellt sich ein, denn das Abendessen scheint gerettet. Als ich wieder dran bin, bestelle ich also eine Frikandel und oben drauf noch eine Portion Kroketten.
“ Es heisst nicht Frie-KÁNN-dl sondern Frikan-DÉLL! So, wie in Frikadelle! ”
Verkäufer gegen Christian
Sprachunterricht
„Duitser, hè?“, fragt mich der Verkäufer mit breitem Grinsen und irgendwie leicht hämisch, während er das Essen vor mir aus dem Glastresen nimmt und es sogleich im brodelnden Öl verschwinden lässt. Etwas verwundert darüber, was er wohl so amüsant findet, erzählt er, dass er sich bei Deutschen, die eine Frikandel bestellen das Lachen nicht verkneifen könne. „Es heißt nicht Frie-KÁNN-dl sondern Frikan-DÉLL! So, wie in Frikadelle!“, erklärt er mir laut lachend. Peinlich berührt aber dankbar für den kleinen Sprachunterricht gelobe ich, mir die Eselsbrücke in Zukunft merken und nehme mein Abendessen entgegen, das in der Zwischenzeit fertig geworden ist.
Der Thermoskannen-Effekt
Ich setze mich an einen freien Tisch und lasse meinen Blick über den duftenden Teller wandern. Nur eine Krokette? Komisch. Zwar ist sie ein paar Nummern größer als ihre Verwandten in Deutschland, aber bei einer Portion hatte ich mich doch auf mehr als eine gefreut. Nun gut, Probieren geht über Studieren, denke ich mir und beiße beherzt zu. Ich spüre wie mir augenblicklich Tränen in die Augen schießen und meine Zunge fühlt sich an als hätte sie Feuer gefangen…H-E-I-S-S!!!
Dieser Thermoskannen-Effekt – so wie ich diese Phänomen seitdem nenne – kann einem schnell zum Verhängnis werden, gerade wenn man Hunger hat! Denn genau wie bei einer solchen Kanne kann die äußere Temperatur ziemlich trügerisch sein. Vorsicht also!
Da mir der Geschmack in der heißen Kennlernphase verwehrt blieb, puste ich diesmal kräftig und wage ganz vorsichtig einen zweiten Bissen. Erst jetzt stelle ich überrascht fest, dass die Krokette ja gar nicht aus Kartoffel besteht, sondern mit einer ragoutartigen Fleischmasse gefüllt ist. Sehr lecker und wie ich später erfuhr, ist die Kroket neben der Frikandel, der niederländische Snack schlechthin. Traditionell wird sie gerne im Brötchen und mit Senf verfeinert gereicht und kann als Broodje kroket meist auch direkt bestellt werden.
Anschließend widme ich mich der in der Zwischenzeit ziemlich schrumpelig gewordenen Frikandel. Ihr wirklich einzigartiger Geschmack, tröstet über ihr Äußeres hinweg und ruft mir all die Erinnerungen wieder ins Gedächtnis, die mich für den Moment in meine Kindheit zurückversetzen.
Da das Vergnügen mit den beiden frittierten Gesellen relativ kurz war, sich mein Hunger aber nur geringfügig vermindert hat, nehme ich mir noch eine Portion Friet und eine Speisekarte als Lektüre für unterwegs mit. All diese unbekannten Snacks, die man in Deutschland nirgends findet. Wie die wohl schmecken? Ich werde es für euch herausfinden und berichten!
Ihr habt selber auch schon Snackerfahrung gesammelt? Was sind eure Lieblingssnacks und was sollte man beim nächsten Hollandbesuch unbedingt probieren? Ich bin gespannt auf eure Tipps!
Quelle: Takeaway/cc-by-sa 3.0