Mit der Loopfiets über die Lutterzand Route
Und was bitte schön ist eine Loopfiets? Mit dem Rad ist man mittendrin in der Natur und kann an einem einzigen Tag auf ganz entspannte Art ziemlich lange Strecken abradeln. Auf- und absteigen, wo es beliebt. Zum Beispiel für ein kleines Picknick, das praktischerweise in geduldige Satteltaschen passt, oder an einem besonders schönen Ort, um auf einer kleinen Wanderung die Waden zu bemühen. Man könnte also sagen Radfahren – oder „fietsen“ – ist meine Lieblings-Outdoor-Aktivität. Gleich danach kommt das Wandern.
Als man mich bei Actief Twente also fragt, ob ich statt der gewöhnlichen Fiets eine Loopfiets probieren möchte, mit der ich radelnd und gleichzeitig laufend aktiv bin, hört sich das für mich ziemlich spannend an. Rot ist die Farbe meiner Wahl, Satteltaschen gibt es auch – perfekt! Das Vehikel, das wie ein riesiger Roller mit Laufband aussieht, wird mit einem GPS ausgestattet, das mir die Route anzeigt: Über die Lutterzand Route, vorbei an dem Naturschutzgebiet, durch das sich die Dinkel schlängelt und die Landschaft immer wieder neu formt. Ich bekomme eine Einweisung und los geht’s!
Laufen statt treten
Wie gut, dass es hier zu Beginn der Strecke Radwege gibt, auf denen am frühen Morgen noch nicht allzu viel los ist. An die Loopfiets muss ich mich nämlich gewöhnen. Als würde ich auf einem Laufband stehen, das ich selbst antreibe. Und das trifft es wohl. Das Band will aber regelmäßig unter meinen Füßen fortrollen. 25 Stundenkilometer würde ich damit schaffen, hieß es beim Radverleih. Doch 5 Stundenkilometer sind mir schon nicht geheuer und ich bin froh, dass ich gleich einen Fotostopp an einer Pferdekoppel einlegen kann. Ab hier verläuft der Weg auf einem guten Stück gerade und ich werde etwas mutiger. Auf die richtige Technik kommt es an. Ja, die Füße gleichmäßig bewegen, einen Gang rauf oder runter schalten. Es läuft!
Zwischen Weiden und Wäldchen, mittendrin ein Fluss
Ich habe mein Tempo gefunden und kann mich auf die Landschaft einlassen. Die Sonne scheint, aber nicht zu stark. Es geht vorbei an kleinen Gehöften, die hier alle so hübsch gepflegt aussehen, selbst wenn hier noch richtige Landwirtschaft betrieben wird. Man hat es gern „nettjes“. Hier zeigt ein Schild, dass man auch über Nacht bleiben kann, dort preist eines Salat und Tomaten an: Setzlinge zu 50 Cent stehen artig auf einem Holztischen und warten auf Käufer. Nein, dafür ist in meinen Satteltaschen leider kein Platz. Ich „rolle“ über eine Brücke, die sich lässig über die Dinkel spannt und hinein in ein lichtes Waldstück, wo bald linkerhand der Startplatz für verschiedene Wanderrouten durch den Lutterzand liegt. Unschwer zu erkennen am Café Florilympha.
Hier geht es runter von meiner Loopfiets und rein in die Wanderschuhe. Inzwischen macht sich bei mir schon ein leichter Muskelkater bemerkbar, also wähle ich lieber eine kurze Strecke: 3 Kilometer scheinen perfekt.
“ Es geht vorbei an kleinen Gehöften, die hier alle so hübsch gepflegt aussehen. ”
Jutta Ingala - 6° Ost
Dem Fluss auf der Spur
Der Lutterzand ist eine hügelige Heide- und Dünenlandschaft. Beim Wandern versinkt man auch gerne mal knöcheltief im hellen Sand. An anderen Stellen ist die Erde dunkel und fest. Hier und da spiegeln Pfützen, die vom letzten Regen übrig geblieben sind, den blauen Himmel. Natürlich blüht die Heide jetzt im Frühsommer noch nicht. Dafür säumen lange Rispen von violettem Fingerhut den Pfad und wiegen sich sacht im Wind. Bienen und Hummel krabbeln in die Kelche. Im Gegenlicht glitzern die Spitzen von Gräsern, als hingen noch Tautropfen daran. Es duftet nach Wacholder, der hier meterhoch mal einzeln, mal in Gruppen wächst und dunkles Grün in die Landschaft tupft. Und wer weiß schon, dass Wacholderbeeren eigentlich Zapfen sind? Dass man aus ihnen leckeren Gin herstellt, ist hingegen wohl jedem bekannt.
Die Dinkel, die sich durch den Lutterzand schlängelt, führt gerade wenig Wasser, fließt ganz gemächlich dahin und macht breiten Sandbänken Platz. Das ist nicht immer so: Bei Hochwasser kann sie ziemlich aufbrausend werden, nagt dann am Ufer und reißt auch mal einen ganzen Baum fort. Landschaftsgestaltung, so wie es der Natur gefällt. Alles ist im Fluss. Wiederkommen lohnt also!
Gute Aussichten
Zurück am Ausgangspunkt und rauf auf meine witzige Loopfiets, die inzwischen schon viele Blicke auf sich gezogen hat und Anlass für neugierige Fragen war. Und jetzt, nach mehr als der Hälfte der Strecke, die mich übrigens 19 Kilometer weit durch die abwechslungsreiche Landschaft führt, zeigt mir das GPS tatsächlich ein Tempo von 25 Stundenkilometern. Wer hätte das gedacht?
Das Waldstück lichtet sich und entlässt mich auf eine kurvenreiche Strecke. Als ich an Wiesen vorbeiflitze, auf denen feiste Charolais-Rinder grasen, gucken selbst die mir neugierig nach. Immer wieder Wasserläufe und kleine Tümpel links und rechts des Weges. Zu gerne würde ich ja noch am Landgut Singraven vorbeifahren, doch der Himmel zieht sich gerade bedrohlich zu. Also plane ich den Ausflug für den nächsten Tag ein. Dann könnte ich auch gleich rauf auf den Tankenberg. Der ist nämlich mit 85 Metern die höchste Erhebung in der Provinz Overijsel. Und verspricht eine gute Aussicht!