Affenstarke Ausflugskombi
Wir verbringen einen Ausflugstag jenseits der Grenze. Vincent, drei Jahre alt und schon sehr aufgeregt, kann es nicht abwarten: „Mama, wie lange denn noch?“, ertönt es bereits nach einer Viertelstunde von der Rückbank aus. Gut, dass das andere Holland direkt hinter der deutsch-niederländischen Grenze bei Emmerich beginnt. Und gut, dass unser erstes Ausflugsziel nur eine knappe Stunde Fahrt von Zuhause entfernt ist. Drei Jim-Knopf-Hörspielfolgen später erreichen wir Apeldoorn.
Zu Besuch bei den geschicktesten Langfingern der Welt
Grün, beschaulich, idyllisch: Sind wir wirklich noch in Apeldoorn? Wir folgen den Hinweisschildern in Richtung „Apenheul“ und stellen unser Auto auf dem geräumigen Parkplatz ab. Zwei große Tore – auf dem einen steht „Park Berg en Bos“, auf dem anderen „Apenheul“. Wir kommen dem berühmten niederländischen Affenpark, in dem ein Großteil der Affen sogar frei herumläuft, also näher.
Fünf Minütchen durch den wirklich schön angelegten Park spaziert, erreichen wir den Eingang, wo wir Vincents Laufrad abstellen. Laufräder dürfen nicht mit in den Park, Kinderwagen hingegen schon. Am Kassenhäuschen bekommen wir einen Parkplan und einen „Affen-Guide“ ausgehändigt, in dem knapp und kurzweilig alles Wissenswerte zu den einzelnen Tieren nachzulesen ist. Und auch Vincent bekommt etwas: eine Affen-Suchkarte. Jedes Tier, dass wir entdeckt haben, können wir hier markieren. Na dann: Augen auf!
Doch bevor die Affen-Safari starten kann, müssen wir noch etwas erledigen: Alles, was wir dabeihaben, kommt in zwei der knallgrünen Affentaschen, die man sich direkt hinter dem Eingang nehmen kann und am Ende des Besuchs wieder abgibt. Wofür man die braucht? Die freilaufenden Affen sind echte Entdecker und blitzeschnell. Alles, was nicht gut (und mit Reißverschluss) gesichert ist, läuft Gefahr von ihnen stibitzt und erkundet zu werden – und das nicht unbedingt in unmittelbarer Nähe der verdutzten Eigentümer.
Alles verpackt, es kann losgehen
Es geht in den Park hinein, unter schattenspendenden hohen Bäumen hindurch und über eine kleine Brücke: Der erste Übergang, an dem wir mit Bandansage und Schildern noch einmal darauf hingewiesen werden, dass wir jetzt ein Gebiet mit freilaufenden Affen betreten. Das macht Sinn, denn auch die Gehege, aus denen die Affen nicht entkommen können, sind sehr naturnah angelegt und häufig mit Hilfe von Wasserflächen abgegrenzt, so dass Besucher leicht übersehen können, dass sie gerade wieder ein „offenes“ Gebiet erreichen. Vincent späht hochkonzentriert in die Bäume und sucht sonnige Fleckchen auf. Auf Hinweisschildern haben wir gelesen, dass sich dort am ehesten Äffchen erspähen lassen.
Doch hochkonzentriert Spähen muss man gar nicht: Hinter der ersten Kurve steht ein Kinderwagen, den ein Äffchen gerade gespannt erkundet. Vielleicht finden sich auf der freien Sitzfläche ja noch Kekskrümel? Wir sind begeistert! Den Tieren so nahe zu kommen, hatten wir nicht erwartet. Fünf Kattas kreuzen unseren Weg, eins davon mit Jungem auf dem Rücken. „Mama, schau mal ein Baby!“ Vergessen die Äffchen-Suchkarte: Vincent bestaunt andächtig, wie die kleine Gruppe direkt am Wegesrand pausiert, etwas knabbert und die aufgeregten Besucher geduldig übersieht.
Irgendwann hangeln sich die fünf hoch in die Bäume und wir gehen weiter. Bestaunen eine Fütterung, bei der jede Menge Wissenswertes zu Roten Varis erzählt wird. Testen an einer Säule, wie Brüllaffen klingen. Entdecken eine Gruppe Makis, die sich durchs Grün jagt und dabei die Jungen auf ihrem Rücken durchschüttelt. Machen einen Abstecher zu den Orang-Utans. Unterwegs stärken wir uns kurz bei einem fair gehandelten Milchkaffee im Lazy Monkey: Apenheul ist eine Stiftung. Ein Teil der Eintrittsgelder wird für den ANF, den Apenheul Natuurfonds, eingesetzt, um Artenschutzprojekte zu realisieren, darunter auch in Peru, von wo der Kaffee stammt.
Schließlich kommen wir pünktlich zur Gorillafütterung an der Gorillainsel an. „Mama, der ist der Stärkste, oder?“, kommentiert der Sohnemann das Auftauchen des gigantischen Silberrückens. Und dass das stimmt, macht der große Gorilla auch schnell deutlich: Er sichert sich die leckersten Obststückchen, die von einer schwimmenden Plattform aus auf die Insel geworfen werden, während ein Tierpfleger etwas zu den Gorillas in Apenheul erzählt.
In Apenheul ließe sich problemlos ein ganzer Tag verbringen: Wir hätten zum Beispiel gerne noch im Restaurant Bigfood den Holland-Klassiker in Bio-Variante probiert: Pommes! Oder das riesige Kletterhaus direkt nebendran. Ohne das hochheilige Versprechen wiederzukommen, ließ sich Vincent nämlich tatsächlich nicht aus Apenheul weglotsen.
das Africa Museum in Berg en Dal
Wir ziehen am frühen Nachmittag weiter zu unserem zweiten Ausflugsziel: das Africa Museum in Berg en Dal. Hügelig, ein wenig verwunschen und gesäumt von prachtvollen alten Häusern präsentiert sich der Berg-en-Dalse-Weg, der Nimwegen mit Berg en Dal verbindet. Rechterhand des Weges liegt das Afrika Museum. Es ist das einzige Völkerkundemuseum der Niederlande, das sich auf afrikanische Kunst und die Kulturen südlich der Sahara ausgerichtet hat. Im modernen Museumsgebäude ist ein kleiner Souvenirladen angeschlossen. Wir entscheiden uns zunächst das Außenmuseum zu besichtigen und zuckeln mit Vincent in die Sonne.
Das Freilichtmuseum beschäftigt sich mit Architektur und Lebensweise in Afrika – und lädt ein, diese zu entdecken. Und so spazieren wir durch ein Dorf aus Mali, bestaunen Pfahlbauten aus Benin und erkunden ein Anwesen aus Lesotho. Vincent erfreut sich besonders an den zahlreichen Kochstellen und den dazugehörigen Kochtöpfen. Gemeinsam mit ein paar anderen Kindern entwickelt sich im Außenmuseum plötzlich so etwas wie ein naturnahes Fusion-Cooking. Und obwohl wir uns in einem Museum befinden, werden wir lediglich behutsam gebeten, sämtliche Utensilien wieder an Ort Stelle zurückzubringen, wenn das Gericht fertig ist. Die niederländische Entspanntheit in Sachen Kinder und Entdeckerfreude erstaunt mich auch nach Jahren noch.
“ Die niederländische Entspanntheit in Sachen Kinder und Entdeckerfreude erstaunt mich auch nach Jahren noch. ”
Ursula über das Afrika Museum
afrikanischen Versammlungshaus
Nach unserer Erkundungstour durchs Außengelände finden wir uns vor einem afrikanischen Versammlungshaus ein. Hier werden wir – und einige andere Museumsbesucher – bereits erwartet: von Kodio aus Togo, der uns zu einem Body Percussion Workshop eingeladen hat. Lange Rastas in einem dicken Zopf, blau-goldene traditionelle Kleidung und ein breites Lächeln im Gesicht: Ob Kodio weiß, dass es für uns nicht ganz einfach sein wird die westeuropäische Steifheit abzulegen?
Und dann legt er los: Trommel zwischen den Knien und eine Stimme mit gigantischem Timbre … Dazu stampft er immer wieder auf den Boden, klatscht zwischendurch und singt. Und schließlich sind wir dran. Was zunächst zaghaft beginnt, wird schnell rhythmisch, ausgelassen und laut. Stampfen, klatschen, Hüfte schwingen, drehen, singen. Es dauert eine Stunde, bis wir endlich alle einigermaßen choreographie- und textsicher sind. Und es macht einen Heidenspaß. Nach circa anderthalb Stunden ist der Workshop vorbei und Kodio verabschiedet uns wieder ins Außenmuseum. 
Body Percussion – ich habe mir vorher nicht viel darunter vorstellen können. Nach dem Workshop jedoch bin ich mir sicher: Besser kann afrikanische Kultur (oder zumindest ein Ausschnitt davon) nicht verinnerlicht werden. Kinder und Erwachsene haben dem Workshop gleichermaßen folgen können – und ihn sehr genossen. Inzwischen ist es später Nachmittag. Das Innenmuseum mit seiner Ausstellung traditioneller und zeitgenössischer Kunst und einer Wanderausstellung von Fotos schaffen wir leider nicht mehr zu besuchen. Aber eins ist sicher: Wir kommen wieder. Das ganze Jahr über bietet das Afrika Museum besondere Events, Kinderprojekte und vieles mehr, was für Groß und Klein reizvoll ist.
Wir machen uns auf den Heimweg. Während ich sehr müde bin, singt und stampft Vincent noch, bis wir ins Auto einsteigen. Um kurz nach der Abfahrt im Auto einzuschlafen.
